Noch ist Polen nicht verloren! (Komödie )
von Jürgen Hofmann (nach Melchior Lengyel)
Regie: Thomas Gassner

ZUM STÜCK

Polen ist noch nicht verloren oder der Kampf um Sein oder Nichtsein

Das Stadttheater Warschau wird 1939 mitten in den Proben zu "Gestapo", einer Parodie auf Adolf Hitler, von der Besetzung Polens durch die Wehrmacht überrascht. Aus Angst vor Provokationen verbietet die polnische Regierung die Inszenierung und setzt stattdessen Hamlet auf den Spielplan. Josef Tura freut sich, auf der Bühne wieder als Hamlet glänzen zu können. Doch eigenartig ist, dass immer in seinem wichtigsten Monolog bei den Worten "Sein oder Nichtsein" ein junger Fliegerleutnant den Saal verlässt.
Bald schwant Tura, dass dieser junge Mann zu seiner Frau Maria in die Garderobe eilt. Fliegerleutnant Stasnik ist jedoch nicht nur der geborene Charmeur, sondern auch aktiver Kämpfer im polnischen Untergrund.
Mit Ausbruch des Krieges wird das Warschauer Stadttheater Keimzelle einer Widerstandsgruppe. Als die deutsche SS im Theater spioniert, um Widerstandskämpfer aufzuspüren, erweisen sich die Nazi-Kostüme
und das Talent der Schauspieler als überaus nützliche Waffe. Ein wirklicher Kampf um Sein oder Nichtsein beginnt und lässt die Schauspieler über sich selbst hinauswachsen.
"Noch ist Polen nicht verloren" wurde vom ungarischen Dramatiker Melchior Lengyel für seinen Freund Ernst Lubitsch geschrieben. Noch während des Krieges, nämlich 1942, verfilmte Lubitsch den Stoff unter dem Titel "Sein oder Nichtsein". Die Theaterfassung des Drehbuchs verfasste Jürgen Hofmann, sie erschien unter dem Titel "Noch ist Polen nicht verloren".

"Noch ist Polen nicht verloren" fasziniert durch seinen außerordentlichen Humor. Einerseits ist er sehr tiefgründig und schwarz, andererseits leicht und spritzig. Die Geschichte ist geschrieben wie eine Boulevardkomödie.
Verwechslungen am laufenden Band, rasante Auf- und Abtritte von lustigen, tragischen, bösen und naiven Figuren wechseln sich ab.
Das Ganze spielt 1939, am Vorabend des deutschen Überfalls auf Polen. Manchmal weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll, oder vielleicht sogar beides gleichzeitig. Für spannende Unterhaltung ist jedenfalls
gesorgt.
Die historische Geschichte ist entsetzlich, der Umgang mit ihr oft nicht leicht. Wenn es aber ein Theaterstück schafft, mit den Mitteln des Humors trotzdem ein wenig zum Nachdenken anzuregen, so finde ich das mehr als wichtig. Diese Geschichte wurde während des Krieges erfunden, deshalb wahrscheinlich auch der Wunsch mit einem happy end aufzuhören. Das Theater hat die Möglichkeit Freude zu bereiten und das sollte es auch niemals aufhören zu tun. Oder wie eine Figur des Stückes so schön sagt: "Einen Lacher sollte man nie verschmähen!" (Thomas Gassner im November 2011)