DIE LEGENDE VOM HEILIGEN TRINKER
von Joseph Roth
Ein Monolog für Theaterliebhaber

Interpretiert von Georg Paul Aichner
Inszeniert von Norbert Seeber

DAS STÜCK

„Die Legende vom heiligen Trinker“ ist kein Theaterstück, sondern eine sprachlich ausgereifte, durchkomponierte Erzählung. Seit ältesten Zeiten sind Erzählungen nicht zum Lesen geschrieben, sondern zum Vortrag bestimmt. Das ist die Herausforderung, die sich bei dieser Art von Sommertheater stellt: Weil Theaterspiel im herkömmlichen Rahmen zurzeit kaum möglich ist, stellen wir diesen großartigen Monolog in die Kulisse des Gänseliesl-Geländes am Schlossberg von Bruneck. Die aufgelassene, zerfallene Ausschankstruktur bietet den suggestiven Hintergrund. Der Schlesier Andreas Kartak kam als Kohlenarbeiter von Polen nach Frankreich. Die Liebe brachte ihn ins Gefängnis und von dort unter die Brücken der Seine. Eines Abends hat er eine sonderbare Begegnung. Es beginnt eine Reihe wundersamer Erlebnisse, die mit einer Statue der Kleinen Heiligen Therese zusammenhängen. Das Leben dieser französischen Heiligen spielt in das Leben des Trinkers Andreas Kartak herein und es entsteht eine seltsame Parallelität zwischen der schwerelosen Heiligkeit der Kleinen Therese und der fehlenden Bodenhaftung des Trinkers. Dass Joseph Roth – auch er im letzten Stadium eines Alkoholikers in Paris lebend – diese Erzählung kurz vor seinem Tode schrieb, gibt dem Inhalt der Legende eine zusätzliche autobiographische Dimension. Nicht von ungefähr lautete ein erster selbstgewählter Untertitel: „Das finale furioso eines erfüllten Lebens“.