EISENHERZ aufgeführt im Jahr 2007
Regie: Klaudia Reichenbacher

ZUM STÜCK

Die Idylle eines französischen Landhauses in den 50er Jahren, einsam, verschneit in der Vorweihnachtszeit. Sieben Frauen verbringen hier ihr Leben im goldenen Käfig.
Gaby, die elegante Gattin des Hausherrn Marcel, ihre Mutter, ihre altjüngferliche Schwester Augustine, Gabys Töchter Catherine und Suzon, die in den Weihnachtsferien aus dem Internat nach Hause kommt, sowie die Haushälterin Madame Chanel und das Zimmermädchen Louise. Auch die mondäne, verruchte Schwester Marcels, Pierette findet sich ein. Vom Hausherrn selbst ist nicht viel zu sehen, aber jede der acht Frauen definiert sich über große Abhängigkeit von ihm. Als er erstochen im Bett aufgefunden wird, ist die vorweihnachtliche Idylle dahin. Jede der acht Frauen hätte ein Motiv für den Mord, jede verdächtigt die anderen.
Was als Kriminalkomödie beginnt, entpuppt sich mehr und mehr als scharfzüngige Familientragödie, in der die glatt polierten Fassaden nach und nach abbröckeln.
Die bourgeoise Vorzeigefamilie demontiert sich gründlich selbst und legt ein Skelett der Einsamkeit, Verdrängung und Lebenslüge frei.
Die domestizierten Weibchen, hineingepresst in eine vorgefertigte, gesellschaftlich verordnete, männlich dominierte Rolle, führen allesamt unterhalb der scheinbar funktionierenden gesellschaftlichen Fassade ein Doppelleben, das ihren Sehnsüchten und Träumen näher kommt.
Die jüngste der Familie, die sechzehnjährige Catherine, will sich mit dieser gelebten Scheinmoral nicht mehr abfinden und lässt den schillernden Ballon ordentlich zerplatzen.
Letztendlich finden die acht Frauen in diesem Stück über Leidenschaft, Lust und Last des Lebens zu selbstbestimmter Weiblichkeit.
(Klaudia Reichenbacher)