ARZT WIDER WILLEN aufgeführt im Jahr 2003
Regie: ERIC GINESTET

ZUM STÜCK

Sganarell ist ein Gauner!
Er säuft, vernachlässigt seine Familie und verprügelt nach Lust und Laune seine Frau. Nachdem er einen Doktortitel durch Zufall erhält, verstößt er skrupellos gegen die Ethik und alle Regeln seines neuen Berufes. Aber doch ist Sganarell eine faszinierende Figur der Theaterliteratur und gleichzeitig der menschlichen Psychologie. Er erinnert uns noch (trotz seiner 337 Jahre) an unsere tiefverwurzelten Schwächen. Hat sich unsere moderne Gesellschaft doch so wenig weiterentwickelt? Sganarell, der korrupte Politiker, der Macho-Typ-Biertrinker, der mit der großen Klappe, der seine Mitmenschen gnadenlos benutzt ; im Prinzip ein gewöhnlicher Bürger, den die Armut und der Kontakt mit der Macht in ein gefährliches Tier verwandelt hat!
Die zwölf jungen Schauspieler des "Kleinen Theaters Bruneck" haben mit dieser Posse von Molière eine anspruchsvolle Arbeit absolviert.
Eric Ginestet

DER AUTOR

Jean-Baptiste Molière, mit bürgerlichem Namen Poqueline, wurde am 15. Jänner 1622 in Paris als Sohn eines Tapezierers geboren. Seine Schulbildung erhielt er auf dem von Jesuiten geleiteten Collège de Clermont in Paris, und studierte nachher Jura in Orlèons. Schon im Alter von 21 Jahren wurde er Mitglied einer umherziehenden Theatergruppe, dem "L'ILLUSTRE THEATRE", deren Leiterin Madeleine Bèjart seine Geliebte wurde. Über 12 Jahre zog er mit dieser Truppe durch das französische Land, spielend, hungernd, notleidend, aber immer begeistert für die Bretter, die die Welt bedeuten. Nach diesen Wanderjahren kehrte die Truppe nach Paris zurück und erhielt nach einer erfolgreichen Vorstellung den Titel "Die Truppe Monsieurs, des einzigen Bruders seiner Majestät, des Königs" und war dadurch auch unter dem Schutz des Königs Ludwig XIV. In dieser Zeit (1662), heiratete er als Vierzigjähriger die neunzehnjährige Schwester (Armande) seiner Geliebten Madeleine. Diese war eine vielumworbene und gefeierte Schauspielerin in der Truppe Molières.
Nach Jahren der Praxis begann nun eine sehr fruchtbare Zeit der Dichtung, es entstanden seine Meisterwerke: (u.a.) Tartuffe (1664), Der Menschenfeind (1666), Amphitryon (1668), Der Geizige (1670), Der Bürger als Edelmann (1670), und als letztes "Der eingebildete Kranke" (1673).

In allen seinen Stücken spielte er selbst die Hauptrolle und führte auch selbst Regie, er war also Schauspieler, Regisseur, Direktor und Verfasser seiner Dramen. Während sein Ruhm immer mehr wuchs, mehrten sich seine Feinde, missgünstige Höflinge und feindliche Neider. Er aber stand unter dem persönlichen Schutz des
Königs.

Ironie des Schicksals: am 17. Februar 1673 spielte er als wahrhaft Kranker die Rolle des eingebildeten Kranken, es war die vierte Vorstellung, und wurde während der Vorstellung (im letzten Akt) von Herzkrämpfen befallen und starb wenige Stunden darauf noch am selben Abend.

Aus: Königs Erläuterungen, Bd. 291/291a