DIE STADT DER BLINDEN
nach dem gleichnamigen Roman von José Saramago
adaptiert von Thomas Jonigk

Regie: Georg Paul Aichner


AUTOR*IN

José Saramago sagte von sich selbst, er sei ein Pessimist. Bei oberflächlicher Betrachtung seiner Werke könnte man diese Selbsteinschätzung des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers durchaus teilen. Er beschreibt oft die banalen Abgründe menschlicher Verhaltensweisen in Extremsituationen. Wenn man genauer hinschaut, scheint aber durch seine Romanfiguren eine große Menschlichkeit und Humanität, in der das Gute schließlich obsiegt. Dabei kommen seine Werke kaum zu dem Happyend, das wir so gerne haben, lassen dafür aber diesen unendlichen Raum für Hoffnung, der uns in unserem persönlichen und gesellschaftlichen Scheitern den Lebenswillen erhält. Saramago bringt seine Figuren zumeist in märchenhafte, surrealistische Situationen, in denen sie sich gegen die Unterdrückung und Ausbeutung wehren und abmühen dürfen, vermischt dabei Historisches und Fiktives und lässt schließlich seine liebevoll gezeichneten Protagonist*innen die Freiheit, über das System zu siegen – anders als Franz Kafka, mit dem er zuweilen wegen seiner Beschreibungen einer irrealen Alltäglichkeit verglichen wird. So schreibt kein Pessimist.